Vorrömische Eisenzeit 700 bis 30 v. Chr.
„Altes Eisen“? Von wegen !
Im Mittelmeerraum schon früher bekannt, stammt das älteste Eisen Thüringens aus dem 7./ 6. Jh. v. Chr. – zum Beispiel Messerreste aus Brandbestattungen in Südthüringer Grabhügeln.
Richtig in Schwung kommt das Eisenhandwerk in Thüringen allerdings erst im 2. und 1. Jh. v. Chr. Im Gegensatz zu Bronze und Kupfer waren Eisenerze leicht für jedermann verfügbar, weit verbreitet und damit nicht mehr nur einer Oberschicht vorbehalten.
Von Vorteil war seine Härte. Sie eignete sich bestens für die Herstellung von Waffen, Werkzeugen und Erntegeräten.
Die Archäologen unterteilen die Eisenzeit in Mittel- und Süddeutschland nach bedeutenden Fundplätzen in zwei Epochen :
Die Hallstatt- und die darauffolgende Latènezeit. Mit Ersterer setzte sich das Eisen in Thüringen durch. Letztere zeichnet sich durch den kunstvollen Latènestil aus. Ihm verhalfen die Kelten zur Blüte. Staunen Sie im ALT über Halsringe und Fibeln keltischer Kunst !
Von ihnen wurde auch als erstes das Eisen in Thüringen genutzt und verbreitet.
Ihre Anwesenheit belegen Körpergräber im Orlagebiet, in Südthüringen u. a. das größte Bodendenkmal Thüringens, die Steinsburg bei Römhild. Auf der befestigten Höhensiedlung arbeiteten zahlreiche Handwerker. Modelle der Steinsburg sind im ALT zu sehen.
Beeinflusst durch die antike Kultur des Mittelmeerraumes ist den Kelten bedeutender technischer Fortschritt zu verdanken : zum Beispiel die Einführung der rotierenden Töpferscheibe und der Drehmühle. Meisterhaft beherrschten sie Metallverarbeitungstechniken, sie bringen das erste Glas in Form von Schmuck und auch erste Münzen in unser Gebiet.
Die vorrömische Eisenzeit ist ebenso die Epoche, in der erstmals in Thüringen von urgeschichtlichen Völkern, neben den Kelten auch den Germanen, berichtet wird. Sie waren Träger der so genannten Jasdorfkultur, deren archäologische Zeugnisse an Saale und Ilm gefunden wurden. Sie verbrannten ihre Toten, den Urnen wurden Trachtenteile aus Bronze und Eisen beigelegt. Darunter auch Schmuck und Waffen, die dem keltischen Stil ähnelten.
Denn vom 4. – 1. Jh. v. Chr. wird Thüringen Kontaktzone zwischen keltischem Süden und germanischem Norden. Von der keltischen Oppidazivilisation angeregt, blühen Handel und Handwerk bis um die Mitte des 1. Jh. v. Chr. in Thüringen auf.
Die Hallstattzeit in Thüringen
Namengebend für den Zeitraum zwischen spätem 8. und 5. Jh. v.u.Z. ist das Gräberfeld von Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut mit seinen reichen Grabausstattungen. Wichtigste Neuerung dieser Zeit ist die Einführung des Eisens als Werkstoff. In Thüringen grenzen mehrere archäologische Kulturen aneinander. Im Süden von Mainfranken bis in das obere Werra- und Saalegebiet erstreckt sich die nordbayerische Hallstattkultur mit ihren zahlreichen Grabhügeln. Die Mitte unseres Landes zwischen Werra, Unstrut und Saale wird von einer Bevölkerung besiedelt, die wegen ihrer regionalen Schmuck- und Trachtsitten als Thüringische Kultur bezeichnet wird. Östlich der Saale sind die Dreitzscher Gruppe und bis in den sächsischen Raum die Billendorfer Kultur verbreitet. Von der mittleren Elbe in das Harzvorland, saaleaufwärts bis zur Mulde erstreckt sich das Siedlungsgebiet der Jastorfkultur. Die benachbarten Kulturen beeinflussten einander. Thüringen etablierte sich als Verkehrsraum.
Die Latènezeit in Thüringen
Namengebend für den Zeitraum zwischen Mitte 5. und Mitte 1. Jh. v.u. Z. ist der Fundlatz La Tène (die Untiefe) am Flüsschen Zihl in der Westschweiz. Ausgrabungen förderten große Mengen an Waffen und Gerät zu Tage, die in einem neuen Kunststil gefertigt in ganz Europas Verbreitung fanden. Träger des neuen Stils sind die seit dem 6. Jh. v.u.Z. historisch überlieferten Kelten. Durch den Kontakt mit den Kulturen des Mittelmeerraumes werden Errungenschaften des Südens aufgenommen und nach eigenem technischen Vermögen und eigenen Vorstellungen umgesetzt. Die Anwesenheit von Kelten in Thüringen ist zeitlich und räumlich begrenzt für das Orlagebiet im Südosten und das Werragebiet in Südwesten anzunehmen. Wichtigste Quelle dafür sind Gräber und ihre Ausstattungen sowie die Verbreitung von kunsthandwerklichen Erzeugnissen. Seit dem 3. Jh. v.u.Z. wird der thüringische Mittelgebirgsraum zur Kontaktzone zwischen keltischem Süden und germanischem Norden. Handel und Handwerk gelangen zu einer Blüte, die von der keltischen Oppidazivilisation angeregt wird und bis um die Mitte des 1.Jh. v.u.Z. anhält.