Jungsteinzeit 6.000 bis ca. 3.000 Jahre v. Chr.
Vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht
Sie fragen sich, wie jungsteinzeitliche Bauern in Thüringen gelebt haben ? Dann betreten Sie doch einmal im ALT das nach seiner Fundstelle in Rudisleben (Ilm-Kreis) rekonstruierte, strohgedeckte Pfostenhaus mit seinen mächtigen Eichenstämmen und lehmverschmierten Fachwerkwänden !
In Thüringen setzte sich ab etwa 6.000 Jahre v. Chr. eine neue Lebens- und Wirtschaftsweise durch, die ihren Ursprung in Kleinasien nahm. Sie war so umwälzend für die menschliche Gesellschaft, dass von der „neolithischen Revolution“ gesprochen wird. Menschen begannen Wildtiere einzufangen, sie zu zähmen und als Fleischlieferanten zu halten. Erstmals gab es Viehzüchter, die uns bis heute bekannte Haustiere hielten. Sie säten auch Pflanzen aus und betrieben als Bauern Ackerbau. Im ALT zeigen wir Ihnen Kornabdrücke in überlieferten Tongefäßen. Sie geben Auskunft über den pflanzlichen Speiseplan jungsteinzeitlicher Bauern, zu dem vorwiegend Einkorn, Emmer, Dinkel, Weizen, Gerste, Lein, Möhre, Erbse und Linse zählten.
Viehhaltung und Ackerbau waren kulturelle Errungenschaften, die eine sesshafte Lebensweise voraussetzten. Sie brachten den Hausbau hervor und zogen die Errichtung von Dörfern nach sich. Mit dem Diorama eines Dorfes der ältesten sesshaften Siedler in Catal Hüyük (Türkei) aus der Zeit um 7300 vor Chr. führen wir Sie im ALT zurück zu den Anfängen dieser Entwicklung.
Die Jungsteinzeit ist auch das Zeitalter des meisterlich beherrschten, spezialisierten Handwerkes. Hatte man doch nun ein festes Dach über dem Kopf und auch mehr Zeit zur Verfügung, um erforderliche Geräte und Werkzeuge, zum Beispiel für den Haus- oder Ackerbau, herzustellen. Seit Jahrtausenden erprobte Techniken, darunter das Spinnen, Weben, Steinbohren oder ‑schleifen, wurden perfektioniert und sogar neu erfunden – zum Beispiel die Töpferei : Gar namengebend für die Kultur der ersten Ackerbauern und Viehzüchter in Thüringen war die aufgrund der Verzierung so gennannte Bandkeramik. Ihr folgten – benannt nach Fundorten oder vorherrschenden Gefäßformen – unter anderen die Rössener und die Trichterbecherkultur. Herausragende Fundstücke, wie Kugelbecher, Flaschen oder Kümpfe können Sie im ALT bewundern.
Tiefe Einblicke in die Glaubenswelt unserer Vorfahren geben jungsteinzeitliche Bestattungssitten. Auch spiegeln sie soziale und gesellschaftliche Strukturen wider. Das ALT präsentiert eindrucksvolle archäologische Zeugnisse, darunter die Hocker- und Brandgräber von Wandersleben, eine rekonstruierte Totenhütte oder Funde des Grabhügels von Kalbsrieth.