Humboldtstraße 11
99423 Weimar
Deutschland
Zwischen Imitation und Innovation – Münzprägung und Geldwirtschaft in den Westgotenreichen von Toulouse und Toledo (418–714)
Referent : Dr. Sebastian Steinbach, Osnabrück
2016 konnte bei den Freilegungsarbeiten des „Herrn von Boilstädt“ eine Westgotische Münze bei dem mitteldeutschen Kriegerbegräbnis geborgen werden. Im Rahmen unserer Abendvorträge gehen wir daher der Frage nach Münzen aus dem Westgotenreich nach.
Unter dem Westgotenkönig Leovigild (568–586) fand eines der bedeutendsten Ereignisse der völkerwanderungszeitlichen Münzgeschichte statt : Die endgültige Loslösung von der anonymen („pseudo-imperialen“) Prägung zugunsten eines in Münzbild und Umschrift eigenständigen („nationalisierten“) Münzwesens im Namen und mit dem Bild des jeweiligen Herrschers.
Dr. Sebastian Steinbach verfolgt in seinem Vortrag die Entwicklung des westgotischen Münz- und Geldwesens von den ersten Prägungen im gallischen Regnum Tolosanum bis zum Untergang des hispanischen Regnum Toletanum nach der Eroberung durch die Muslime (ca. 418–711/714). Dabei die Frage im Mittelpunkt, was Münzen über die ethnische Identität eines barbarisch-germanischen Königreiches der Völkerwanderungszeit sowie die Herrschaftsorganisation und Wirtschaftsgeschichte zwischen Spätantike und Frühmittelalter aussagen können. Darüber hinaus wird ein anschaulicher Einblick in die Bestimmung und Beschreibung westgotischer Münzen sowie deren Forschungsgeschichte gegeben werden.