„Neue Funde – neue Erkenntnisse ? Das „Corpus der römischen Funde im europäischen Barbaricum, Deutschland“
Referent : Dr. Hans-ulrich Voß, Frankfurt/Main
Die erste Teillieferung „Freistaat Thüringen, Südharzvorland, Elbe-Elster-Region, Thüringer Wald“ des „Corpus der Römischen Funde im europäischen Barbaricum“ beinhaltet mit den Gräberfeldern von Großromstedt, Lkr. Weimarer Land, und Haßleben, Lkr. Sömmerda, dem Hortfund von Großbodungen, Lkr. Eichsfeld, sowie weiteren Fundkomplexen Schlüsselbefunde von europäischem Rang. Neben spektakulär mit römischen wie einheimischen Luxusgütern bzw. Statussymbolen ausgestatteten Grabfunden vermitteln die Fundaufkommen der Siedlungen einen Eindruck vom Gebrauch römischer Erzeugnisse in der Alltagskultur. So im Falle einer Siedlung bei Dienstedt, Ilm-Kreis, in deren Nachbarschaft das Körpergrab einer als „Fürstin“ bezeichneten Dame aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. geborgen werden konnte (Abb.). Unabhängig von den besonderen Regeln unterliegenden Bestattungssitten werden damit Fragen der sozialen Stratifizierung der Gesellschaft und Selbstdarstellung von Eliten sowie der Akzeptanz oder Ablehnung römischer Erzeugnisse und Kulturtechniken sichtbar. In der großräumigen Zusammenschau sowohl limesnaher als auch limesferner Regionen lassen sich im Spiegel der römischen Sachgüter nicht nur die römisch-germanischen Kontakte von der Zeit der augusteischen Eroberungskriege bis zum Ende des Weströmischen Reiches 476 n. Chr., sondern auch die Beziehungen zwischen einheimischen Bevölkerungsgruppen außerhalb des Imperium Romanum zunehmend klarer beurteilen.